Dass Farben eine Wirkung auf die Psyche des Menschen haben, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Dennoch ist das vielen gar nicht richtig bewusst. Doch spätestens dann, wenn man selbst beginnt, mit Farben zu experimentieren, wird dieses Thema richtig interessant. Welche Wirkung Farben auf uns haben und welche Farbe sich wann am besten eignet, zeigt dieser Artikel.
Was genau ist Farbwirkung?
Spricht man von der Wirkung von Farben auf die menschliche Psyche, fällt oft der Begriff der Farbwirkung. Doch was verbirgt sich genau dahinter?
Farben bestehen aus Licht. Wenn es kein Licht gäbe, könnten wir auch keine Farben wahrnehmen. Dennoch ist die Welt sehr bunt, was an unterschiedlichen Farbtönen und Helligkeiten liegt. Nur so ist das menschliche Auge überhaupt in der Lage, Gegenstände voneinander zu unterscheiden. Wir orientieren uns, ohne es bewusst zu merken, an Farben. Das haben bereits unsere Vorfahren in der Natur so gemacht. Doch auch heute spielen Farben eine größere Rolle, als wir uns oft eingestehen möchten.
Denkt man zum Beispiel an die Schilder im Straßenverkehr, wird einem das erst wieder richtig bewusst. Bestimmte Farben assoziiert der Mensch mit Gefahr, während andere Farben eine Erlaubnis ausdrücken. Somit müssen wir uns Straßenschilder häufig gar nicht so genau ansehen, sondern wissen schon anhand der Farbe, wo wir sie grob einzuordnen haben.
Farben transportieren Bedeutungen und ihr zielgerichteter Gebrauch ist aus dem modernen Alltag kaum wegzudenken. Sie führen zu Reaktionen, die allesamt in unserem Unterbewusstsein stattfinden. Die Bedeutung verschiedener Farben wird zusätzlich von kulturellen Erfahrungen und Symboliken geprägt. So kann ein und dieselbe Farbe für zwei Menschen unterschiedlicher Kultur verschiedene Dinge transportieren.
Farben haben sowohl allgemeine Assoziationen, die auf jeden Menschen zutreffen, als auch solche Assoziationen, die jeder individuell hat. Diese beruhen auf eigenen Erfahrungen und sind von der eigenen Kultur und Erziehung abhängig.
Warum ist die Farbwirkung so wichtig?
Die Farbwirkung spielt in vielen Bereichen eine wichtige Rolle. Zum einen trifft man auf Farbpsychologie in der Einrichtung von Wohnräumen. Dort gibt es Farben, die sich besonders gut eignen und Farbtöne, auf die man besser verzichten sollte. So wirkt beispielsweise ein Wohnzimmer mit rot gestrichenen Wänden sehr aufwühlend, sodass man kaum zur Ruhe kommt. Dagegen sind Grüntöne eher entspannend und fördern die Konzentration. Deshalb werden auch Klassenzimmer in der Schule meist mit grünen Tafeln ausgestattet.
Doch auch im Webdesign spielen Farben eine wichtige Rolle. Unternehmen überlegen sich gut, womit sie assoziiert werden möchten und kreieren sich so entweder einen eigenen Farbton oder greifen auf eine Farbe zurück, die gut zu ihnen passt. Dabei ist es wichtig, in welcher Branche die Firma tätig ist und welche Zielgruppe sie ansprechen möchte.
Doch auch dann, wenn man sich selbst kreativ austoben möchte, spielen Farben eine Rolle. Hier erfolgt das alles jedoch eher umgekehrt: Man greift automatisch zu den Farben, die zur momentanen Gefühlslage passen. Anschließend kann man das selbst gemalte Bild anhand der gewählten Farben analysieren. Hier wählt man die Farben nicht zunächst aus, bevor man zu malen beginnt. Es ist oftmals sehr spannend zu sehen, zu welchen Farben man in welcher Gefühlslage intuitiv greift. Natürlich ist auch das sehr individuell, doch einige Parallelen gibt es hier dennoch zu erkennen.
Wie hängen der Farbkreis und die Farbwirkung zusammen?
Der Farbkreis ist eine schematische Darstellung von allen möglichen Farben, die es gibt. Über 16,7 Millionen Farbtöne soll es in diesem RGB-Farbmodell geben. Natürlich kann das menschliche Auge auf einen Blick nicht all diese Farben differenziert wahrnehmen. Es gibt vielmehr fließende Übergänge zwischen den unterschiedlichen Farben.
Man unterscheidet in der Farbenlehre zwischen drei Grundfarben, welche auch den Namen Primärfarben tragen. Dazu zählen Gelb, Rot und Blau. Als Sekundärfarben bezeichnet man jene Farben, die durch Mischungen der Grundfarben entstehen. Folglich sind das Orange, Grün und Violett. Zusätzlich gibt es neutrale Farben wie Braun, Grau, Schwarz und Weiß.
Die Wirkung von Farben im Detail
Doch wie wirken Farben nun wirklich auf die menschliche Psyche? Dies werden wir nun anhand einiger gängiger Beispiele beleuchten. Natürlich kann nicht auf jede einzelne Farbe eingegangen werden. Dennoch gibt es Farbtöne, die eine nähere Betrachtung wert sind, da man sie oft im täglichen Leben antrifft. Hier sei jedoch wieder gesagt: Die individuelle Wahrnehmung einer Farbe kann eine ganz andere Wirkung sein als die allgemeine. Immerhin hat jeder Mensch eigene Erfahrungen und Erlebnisse mit verschiedenen Farben gemacht.
Rot – die extreme Primärfarbe
Rot zählt zu den Primärfarben und ist sehr intensiv. Sie hat eine starke Signalwirkung und wirkt häufig sehr extrem. Deshalb findet man auch Rot auf dem Stoppschild oder allen anderen Schildern, die zur Warnung aufgestellt werden.
Außerdem erzeugt Rot Aufmerksamkeit. Sie kann Leidenschaft, Wut, Stärke und Aggressivität ausstrahlen. Rot steht für vieles und sollte daher immer im Kontext betrachtet werden. Alles in allem ist sie sehr kraftvoll und dynamisch und nicht geeignet, wenn man Ruhe ausdrücken möchte. Man selbst wird durch Rot häufig auch sehr aufgewühlt. Für die Wohnungseinrichtung ist die Farbe somit nur bedingt geeignet.
Gelb – die helle Primärfarbe
Ebenfalls eine Primärfarbe ist Gelb. Sie drückt Heiterkeit, Fröhlichkeit und Motivation aus. Sie steht für den Sommer und für schöne Momente. Als warmer Farbton wirkt sie auf die menschliche Psyche besonders angenehm.
Allerdings hat sie eine gewisse Energie, die schnell ins Gegenteil umschlägt. Dann steht für Gelb für Lärm und Aggressivität. Somit sollte man immer aufpassen, wie man Gelb kombiniert und welchen Gelbton man wählt.
Gelb wird übrigens schon von Weitem sehr gut erkannt, weshalb Taxis oft in dieser Farbe daherkommen. Zudem fungiert sie in einigen Kontexten als Signalfarbe. Bilder lassen sich mit kräftigen Gelbtönen besonders ausdrucksvoll gestalten.
Blau – die nüchterne Primärfarbe
Wer nach einer Farbe sucht, die Vertrauen, Nüchternheit und Neutralität ausstrahlt, ist mit der Primärfarbe Blau bestens beraten. Sie drückt zwar nicht viele Emotionen aus, trägt aber einiges an Charakter in sich. Zudem ist Blau kühl und beruhigend. Wer einen zurückhaltenden Farbton zur Unterstreichung einzelner Elemente auf einem Bild benötigt, bedient sich daher häufig einem Blauton. Nicht ohne Grund werden das Meer und der Himmel immer Blau dargestellt. Zudem steht die Farbe für die Ferne. Keine Farbe kann Sehnsucht besser ausdrücken als Blau.
Orange – die fröhliche Sekundärfarbe
Mischt man Rot und Gelb, kommt Orange heraus. Daher verwundert es nicht, dass diese Farbe kräftig und fröhlich zugleich wirkt. Anders als Gelb ist Orange viel greifbarer. Und im Gegensatz zu Rot ist Orange weniger aggressiv. Die Farbe wirkt vielmehr stimmungsaufhellend.
Eine weitere Bedeutungsebene, die Orange zugeschrieben wird, ist eine Mischung aus Neugier und Ausgelassenheit. Sie zieht zwar Aufmerksamkeit auf sich, fungiert jedoch nicht als eine so starke Warnung wie Rot. Im Straßenverkehr trifft man daher bei Verkehrskegeln und Warnwesten auf Orange.
Grün – die harmonische Sekundärfarbe
Grün ergibt sich aus der Mischung von Gelb und Blau. Pflanzen sind Grün, weshalb die Farbe nicht ohne Grund für das Leben und für Wachstum steht. Zudem sorgen Grüntöne für Ruhe und Harmonie. Daher finden sie häufig in der Wohnungseinrichtung Anwendung.
Je nachdem, um welchen Grünton es sich handelt, kann er jedoch auch kühl und distanziert wirken. In dem Fall enthält das Grün mehr Blau als Gelb. Wer mehr Gelb hineinmischt, erzielt einen warmen, lebendigen Farbton.
Violett – die kreative Sekundärfarbe
Keine Farbe drückt so viel Kreativität, Fantasie und Magie aus, wie Violett. Diese Sekundärfarbe erhält man durch eine Mischung von Rot und Blau. Durch die Kühle von Blau und die Energie von Rot erhält man einen Farbton, der einen nur staunend zurücklässt.
Violett wird auch in vielen Filmen als Stilmittel verwendet, um etwas Magisches auszudrücken. Zudem wird der Farbe in den verschiedenen Weltreligionen eine sehr wichtige Bedeutung beigemessen. Sie ist ebenfalls die Farbe des Adels: Früher haben Könige, Kaiser und Adelige Violett getragen. Somit steht der Farbton ebenfalls für Luxus und Prestige. Häufig wird er auch mit der Emanzipation der Frauen in Verbindung gebracht.
Fazit
Farben haben allesamt eine unterschiedliche Wirkung. Das Farbspektrum umfasst eine Vielzahl an verschiedenen Farben. Zu welchen Farben man intuitiv greift, um ein Bild zu malen, sagt somit einiges über das eigene Innenleben aus. Doch auch andersherum lassen sie sich nutzen. Durch den gezielten Einsatz von Farben können Unternehmen und Organisationen bestimmte Denkweisen ausdrücken und Assoziationen auslösen. Und in der Wohnungseinrichtung spielt die Farbwahl eine Rolle dafür, wie wohl man sich in den eigenen vier Wänden fühlt.